Unsere Stellungnahme zum IEA Report „Net-zero by 2050“

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Earth Resource Investments
by Zarko Stefanovski

Die Internationale Energieagentur (IEA) veröffentlichte im Mai 2021 einen Bericht mit dem Titel „Net-zero by 2050: A Roadmap for the Global Energy Sector„. In dem Bericht wird versucht einen Fahrplan für politische Entscheidungsträger zu erstellen, welche Schritte erforderlich sind, um bis 2050 zu Net-Zero zu gelangen.  Der Bericht beschreibt ein Szenario, in dem viele Annahmen gemacht werden, die nur ein Ziel haben, nämlich bis 2050 zu einem Netto-Null-Energiesystem zu gelangen. So wird beispielsweise angenommen, dass nach 2030 neue Technologien, die sich zurzeit noch in einem embryonalen Stadium befinden und noch nicht erprobt sind, kommerziell genutzt werden können. Auch wird angenommen, dass sich das Verbraucherverhalten erheblich wird ändern müssen, um den CO2-Fußabdruck und die Treibhausgasemissionen zu verringern. Viele der beschriebenen Szenarien bedürfen einer erheblichen Änderung der gesellschaftlichen Strukturen. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass der Bericht als Blaupause für politische Entscheidungsträger genutzt werden wird, um noch mehr Druck auf Ölfirmen, Finanzinstitutionen und den Sektor auszuüben und sie zu drängen, nicht mehr in neue Projekte oder Explorationen zu investieren und diese zu finanzieren.

In dieser Hinsicht ist der Bericht langfristig negativ für den Ölsektor, aber er ändert nichts an unserer Einschätzung und Positionierung auf kurze Sicht. Wir stimmen zu, dass sich die Ölnachfrage langfristig abflachen und ins Negative drehen wird, wenn erneuerbare Energien die Ölnachfrage im Transportwesen ersetzen, vielleicht ab 2028 oder 2030. Durch die Beschleunigung der Energiewende könnte der Höhepunkt der Ölnachfrage ein oder zwei Jahre früher eintreten, aber auf kurze Sicht (2-3 Jahre) sind die Aussichten für die Ölpreise und den Sektor sehr positiv. Die Reaktion der Ölgesellschaften, Investoren und Finanzinstitute auf diesen Bericht könnte zu einer Reduzierung der Investitionen in die Exploration und die Erschließung neuer Ölfelder beitragen, das weltweite Ölangebot könnte noch schneller schrumpfen und kurzfristig das Angebot-Nachfrage-Defizit deutlich verschärfen und zu einem schnellen Anstieg der Ölpreise führen (siehe unten).

Zurzeit verknappt sich der Markt schneller als erwartet inmitten einer stärkeren Nachfrage und eines disziplinierten Angebotswachstums. Die OECD-Lagerbestände leeren sich im zweiten Quartal 2021 schneller als erwartet und liegen bereits unter dem 5-Jahres-Durchschnitt. Dazu kommt, dass im Sommer während der Urlaubssaison ein Nachfrageschub zu erwarten ist, da der Nachholbedarf für Reisen auf die Märkte trifft. Das OPEC+-Angebot ist weiterhin gut gesteuert, während sich das Wachstum des Nicht-OPEC-Angebots (vor allem US-Schieferöl) aufgrund des Drucks seitens der Investoren, das Wachstum zu reduzieren und die Aktionärsrenditen zu verbessern, deutlich verlangsamt hat. Daher erwarten wir für den Rest des Jahres 2021 ein engeres Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und höhere Ölpreise.

Quelle: IEA (Ölmarktbericht, Mai 2021)

Fehlende Investitionen könnten mittelfristig zu Ölpreisspitzen führen. Der Investitionsschub in erneuerbare Energien als Kernbestandteil der Energiewende wird sich in der Zwischenzeit fortsetzen, aber für die nächsten Jahre gehen wir nicht davon aus, dass dies das Wachstum der Ölnachfrage und den Ölpreisausblick dämpfen wird. Fehlende Investitionen im Ölsektor und ein weiterhin starkes Wachstum der Energienachfrage im Allgemeinen (vor allem der Ölnachfrage aus den Schwellenländern, angetrieben durch Bevölkerungswachstum und Industrialisierung), könnten mittelfristig sogar zu Engpässen bei der Ölversorgung und zu Ölpreisspitzen führen, bevor wir den Höhepunkt der Ölnachfrage sehen. Wir sehen bereits jetzt sinkende Reserven der großen Ölgesellschaften, da sie ihre Investitionen bereits reduziert haben:

Zusammenfassend denken wir, dass der IEA-Bericht ein langfristiger, idealistischer Fahrplan ist, der den Druck auf den Ölsektor erhöhen wird, aber keine wirklichen Auswirkungen auf die nahe Zukunft hat. Wenn das Netto-Null-Szenario der IEA von den politischen Entscheidungsträgern angenommen wird, könnte es die Investitionen im Ölsektor sogar noch weiter einschränken und zu mehr Ölpreisvolatilität führen.

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