https://earth-investment.com/wp-content/uploads/2025/10/teaser-image-1500x1028.jpg
Südafrika ist bekannt für seine reichen mineralischen Ressourcen und der Bergbau ist nach wie vor ein Eckpfeiler der Wirtschaft und eine bedeutende Quelle für Deviseneinnahmen. Der Beitrag des Bergbaus zum BIP ist zwar von einem Höchststand von 20 % im Jahr 1980 zurückgegangen, ist aber mit rund 6 % immer noch beträchtlich. Der Bergbau macht auch fast 30 % der Gesamtexporte aus, wobei die PGMs (Platingruppenmetalle) und Gold die größten Beiträge leisten.
Der Bergbausektor beschäftigt etwa 470.000 Menschen, was ungefähr 3 % der gesamten Erwerbsbevölkerung entspricht. Die meisten dieser Arbeitsplätze befinden sich in ländlichen Gebieten, in denen alternative Beschäftigungsmöglichkeiten begrenzt sind. Darüber hinaus schafft der Bergbau pro Arbeitsplatz indirekt rund 10 weitere Arbeitsplätze in unterstützenden Branchen wie Transport, Bauwesen, Einzelhandel, Gastgewerbe und Finanzdienstleistungen. Diese Beschäftigungsketten unterstreichen auch heute noch die zentrale Rolle des Bergbaus für die wirtschaftliche Stabilität und Entwicklung in Südafrika.
Der Zusammenhang zwischen Mineralexporten und dem BIP ist deutlich sichtbar: Ein Anstieg der Mineralexporte um 1 % führt zu einem Anstieg des BIP um etwa 1 %. Besonders bei Gold, das derzeit Höchststände erreicht, wird erwartet, dass der Beitrag des Bergbaus zum BIP weiter steigen wird. Steigende Rohstoffpreise können zudem die Mineralreserven erweitern und die Lebensdauer der Minen verlängern, da die erforderlichen Gehalte für den Abbau in den letzten Jahren gesunken sind und die Abbaukosten dadurch erhöhten. Allerdings stehen diese Chancen auch vor Problemen, da größere Reserven mit höheren Betriebskosten und Investitionen verbunden sind, um den Zugang zu den Ressourcen zu sichern.
Der südafrikanische Bergbau sieht sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Die veraltete Infrastruktur der Stromversorgung durch Eskom führt regelmäßig zu Stromausfällen, die die Produktion erheblich beeinträchtigen. Gewerkschaftliche Streiks, die in der Vergangenheit häufig gewaltsam verliefen, haben die Stabilität zusätzlich erschwert. Mit sinkenden Reserven und abnehmenden Erzgehalten in den Minen müssen diese zunehmend tiefer liegendes Erz abbauen, was die Kosten erhöht und die Rentabilität beeinträchtigt. Steigende Rohstoffpreise führen unweigerlich zu einem stärkeren Rand, was Exporte verteuert. Auch das umstrittene neue Bergbaugesetz sorgt für Unsicherheit, da es Investitionen hemmt und die Branche vor regulatorische Herausforderungen stellt.
Abbildung 1 Beziehung zwischen dem Goldpreis und dem ZAR USD-Wechselkurs
Quelle: S&P Global CapIQ Pro
Angesichts dieser Herausforderungen haben Bergbauunternehmen in Südafrika innovative Lösungen entwickelt. Viele Unternehmen, wie z.B. Harmony Gold, investieren in eigene Stromerzeugung durch Photovoltaikparks, um die Abhängigkeit von Eskom zu verringern und die Betriebskosten zu senken. So plant Harmony Gold bis 2028 die Installation von 583 MW Solarkapazität, wobei bereits eine 100-MW-Anlage in Bau ist. Solche Investitionen tragen nicht nur zur Kostensenkung bei, sondern reduzieren auch die Treibhausgasemissionen und fördern nachhaltige Praktiken im Bergbau.
Auch die Mponeng-Mine, die tiefste Mine der Welt, zeigt, dass mit fortschrittlicher Technologie und innovativen Kühlverfahren eine Erweiterung des Bergbaus in extreme Tiefen möglich ist. Die Nutzung von Eisanlagen, die täglich 6.000 Tonnen Eis produzieren, ermöglicht die Kühlung der Arbeitsbereiche und verbessert die Sicherheit sowie die Effizienz der Minenarbeit.
Die Entwicklung der Arbeiterrechte wurde durch die Gründung der National Union of Mineworkers (NUM) im Jahr 1982 maßgeblich beeinflusst. Nach dem Ende der Apartheid verbesserten sich die Sicherheits- und Gesundheitsstandards erheblich, allerdings waren diese Fortschritte oft mit langwierigen und manchmal gewaltsamen Streiks verbunden. Die Gründung der Association of Mineworkers and Construction Union (AMCU) führte zeitweise zu Konflikten, doch mittlerweile bewegen sich alle Parteien in Richtung Dialog und Zusammenarbeit, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und Konflikte zu minimieren.
Das vorgeschlagene neue Bergbaugesetz ist eine der größten Herausforderungen für die Branche. Kritiker, darunter der Minerals Council, argumentieren, dass der Gesetzentwurf Investitionen behindert und die Schaffung neuer Arbeitsplätze erschwert. Unklare Bestimmungen bezüglich Eigentumswechsel und die Möglichkeit, dass kleine und ‘artisinale’ Bergleute ohne angemessene Entschädigung auf privates Land zugreifen könnten, sorgen für Unsicherheit.
Das Department of Mineral Resource and Energy (DMRE) betont jedoch, dass der Gesetzentwurf notwendig ist, um den Wandel zu fördern und die wirtschaftliche Teilhabe benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Beide Seiten zeigen Bereitschaft zur Zusammenarbeit, doch politische Entwicklungen könnten die zukünftige Ausrichtung maßgeblich beeinflussen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, ob Südafrika regulatorische Risiken in neue Chancen für Stabilität und Wachstum verwandeln kann.
Die großen Namen des Sektors haben sich neu aufgestellt: AngloGold Ashanti und Gold Fields haben ihre südafrikanischen Minen verkauft und expandieren international, was Chancen für Unternehmen wie Harmony und Sibanye-Stillwater schafft, die diese Minen übernommen haben und nun erfolgreich betreiben. Dieses Wachstumsmodell ist jedoch an seine Grenzen gestoßen und neue Möglichkeiten müssen organisch (z.B. durch die Vertiefung der Mponeng Mine auf über 4,000 Meter) oder international gesucht werden.
Angesichts des Mangels an geeigneten Akquisitionen im Goldbereich haben Goldminenunternehmen auch Chancen in anderen, internationalen Rohstoffsektoren erkannt: z.B. Harmony im Kupfersektor oder Sibanye-Stillwater im Platinsektor. Die jüngste Übernahme von MAC Copper durch Harmony dient als Beispiel. Im Platinesktor sind die Möglichkeiten für internationale Expansion allerdings begrenzt, da 90% der Platinreserven sich in Südafrika befinden. Unternehmen wie Zimplats (Impala Platinum) und Valterra Platinum sind bereits entlang des Great Dykes in Simbabwe aktiv, der einzigen bedeutenden PGM-Ressource außerhalb von Südafrika und Russland. Nach einer schwierigen Zeit, bestimmt durch einen anhaltenden Einbruch der Platinpreise, bewegt sich die Branche erst jetzt in den Cash-Plus-Bereich. Für Investoren eröffnet sich damit ein attraktives Zeitfenster: Der Sektor könnte an einem Wendepunkt stehen, an dem operative Effizienz, steigende Metallpreise und strategische Diversifikation zusammenwirken – und neue Wertschöpfungspotenziale entstehen.
Der südafrikanische Bergbau steht vor bedeutenden technischen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Dennoch bieten die umfangreichen Mineralienvorkommen und die Innovationskraft der Unternehmen Chancen für nachhaltiges Wachstum und Investitionen. Durch technologische Fortschritte, nachhaltige Praktiken und eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Regierung, Unternehmen und Gewerkschaften kann der Sektor seine Rolle als bedeutender Wirtschaftsfaktor in Südafrika weiterhin behaupten und ausbauen.
Für Investoren eröffnet sich damit die Chance, an einer möglichen Erneuerung des Sektors teilzuhaben und vom nächsten Aufschwung im Rohstoffzyklus zu profitieren.
Bild mit freundlicher Genehmigung der Harmony Gold Mining Company.