Home » Insight » Die Rochester Silber-Gold Mine, Nevada USA
Übersicht
Wir besuchten im September, im Anschluss an die Beaver Creek Precious Metals Konferenz in Colorado, USA, die Rochester Mine von Coeur Mining im Bundesstaat Nevada. Coeur Mining ist ein mittelgrosser Silber-Gold Produzent und produziert 350.000 Unzen Gold und 11 Mio. Unzen Silber pro Jahr. Nevada ist der Gold-Hotspot in den USA. Produzenten wie Barrick und Newmont beitreiben im sogenannten Carlin Gürtel sehr grosse Goldminen. Rochester verfügt bereits über die größten Silberreserven in den USA. Bei der Rochester-Mine handelt es sich um einen Silber-Gold Tagebau indem das Erz in einem sogenannten Haufenlaugenverfahren (Englisch: „heap leaching“) behandelt wird. Rochester ist die größte Haufenlaugung in Nordamerika und beschäftigt derzeit 360 Mitarbeiter. In unserer Bewertung von Coeur macht Rochester einen Drittel des Unternehmenswertes aus. Nachdem vor kurzem ein umfangreiches Erweiterungsprogramm abgeschlossen wurde, soll sich die Produktionsrate bis 2025 auf 80-100.000 Tonnen Erz pro Tag verdoppeln. Die Lebensdauer der Mine beträgt aktuell 13 Jahre, jedoch verfügt Rochester über ein ausgezeichnetes Explorationspotential. Durch die Nähe zu Reno (Abbildung 1) kann das Projekt innerhalb von zwei Autostunden erreicht werden, was ein wichtiger Standortvorteil für Personal und die Logistik ist. Unser Augenmerk galt vor allem der fertiggestellten Brecherstrecke (Abbildung 2), den neuartigen Brecheranlagen, sogenannter „High Pressure Grinding Rolls – HPGR“ und dem neuen Haufenlaugungsfeld (Abbildung 2).
Abbildung 1: Rochester liegt zwei Autostunden von Reno entfernt. Quelle: Earth Resource Investments, Google Maps
Haufenlaugen/Heap-Leaching
Beim Haufenlaugenverfahren wird oxidiertes Erz im Tagebau abgebaut und zu einer ersten Brecherstufe gefahren, wo grosse Muldenkipper das Erz abladen. Das Erz wird über mehrere Stufen gebrochen und landet zuletzt auf dem Haufenlaugungsfeld, wo Förderbänder das Erz auf dem Feld verteilen und schichten. Dies passiert auf einem Untergrund, welcher zuerst topographisch vorbereitet wurde, um ein gleichmässiges Gefälle zu erreichen. Der Untergrund wird dann mit einer Tonschicht verdichtet und auf diese Schicht wird ein Drainagesystem installiert, dessen Hauptkomponente ein Geotextil und eine hochdichte Polyethylenmembran darstellt. Auf dieser Drainageschicht wird dann das Erz geschichtet. Sobald die erste Erzschicht auf der geplanten Höhe aufgeschichtet ist, wird das Erz mit einer Natriumcyanid-Lauge irrigiert. Unter genauer Beobachtung der Permeabilität und des pH-Wertes, löst diese Lauge das Gold und Silber aus dem Gestein. Diese, mit Edelmetallen angereicherte Lösung, wird dann in dem Drainagesystem abgeleitet und in einem Becken aufgefangen. Die Edelmetalle können mithilfe von Aktivkohle aus der Lösung abgeschieden werden.
Haufenlaugen ist mitunter das günstigste Abbauverfahren in der Minenindustrie, jedoch nicht ohne Risiken, da das Laugenverhalten oft schwierig einzuschätzen ist. Umwelttechnisch ist die Handhabung von Natriumcyanid im Betrieb kaum problematisch aufgrund des geschlossenen Kreislaufes und der Rezyklierung der Lauge. Natriumcyanid zerfällt unter atmosphärischen Bedingungen und unter Sonnenlicht vollständig. Grosse Aufmerksamkeit bedarf vor allem der Transport von Natriumcyanid.
Abbildung 2: Rochester Brecherstrecke mit unterschiedlichen Brecherstrufen. In der Bildmitte die HPGRs. Quelle: Earth Resource Investments
Bau unter schwierigen Umständen
Coeur hatte während der Projektierungs- und Bauphase mit massiven Kostenüberschreitungen und Verzögerungen zu kämpfen. Nachdem die Minenerweiterung während der Covid Pandemie 2020 begonnen hatte, wurden zahlreiche Projektänderungen vorgenommen und anschließend Kapital- und Zeitplan überarbeitet. Die erste Studie, welche im Februar 2018 veröffentlicht wurde, veranschlagte Investitionskosten von 350 Mio. US-Dollar, wobei die Fertigstellung des Projekts bis Mitte 2022 geplant war. Die Investitionskosten wurden vor allem pandemiebedingt auf 660 Mio. US-Dollar nach oben korrigiert und der Zeitplan auf Mitte 2023 verschoben. Bei unserem Besuch war der Ausbau fast abgeschlossen und nach drei Jahren Bauzeit ist das größte Investitionsrisiko überwunden. Earth Resource Investments hat eine extensive Datenbank über globale Haufenlaugungsprojekte erarbeitet (Abbildung 3) und die Risiken, vor allem in der Startphase, analysiert. Rochester verfügt über unterdurchschnittliche Erzgehalte verglichen mit anderen Haufenlaugungsprojekten und muss deswegen den Durchsatz maximieren und Skalierungseffekte erreichen (Abbildung 3). Bei unserem Projektbesuch wurde deutlich, dass das Projekt gegenüber Kosteninflation stark exponiert ist, auf der positiven Seite überzeugt das Explorationspotential von Rochester.
Abbildung 3: Rochester Erzgehalt (in Goldäquivalent) auf der X-Achse und die tägliche Förderrate auf der Y-Achse im Vergleich mit anderen, globalen Haufenlaugenprojekten (grüne Punkte). Aufgrund des tiefen Erzgehaltes von Rochester müssen grosse Skalierungseffekte erreicht werden. Quelle: Earth Resource Investments
Abbildung 4: Lok Gurung vor dem ersten, frischgegossenen Silber-Goldbarren. Einem sogenannten Doré. Quelle: Earth Resource Investments
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