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Im Mai 2025 sind wir in unserem Artikel auf gut positionierte Kupferprojekte in den USA eingegangen und haben ausführlich über unsere Projektbesuche in Nevada berichtet. Seit Jahren weisen wir auf den Investitionsrückstand in der globalen Bergbauindustrie hin. Die Erschließung neuer Kapazitäten wurde über eine Dekade hinweg vernachlässigt. Inzwischen lastet die wachsende Nachfrage nahezu vollständig auf bestehenden Produktionsstätten, deren Belastungsgrenze zunehmend sichtbar wird. In den letzten Quartalen führten erhebliche Produktionsausfälle bei einigen der größten Kupferminen der Welt – darunter Grasberg in Indonesien, El Teniente in Chile und Kamoa- Kakula in der Demokratischen Republik Kongo zu zunehmenden Engpässen von Kupferkonzentraten auf den Weltmärkten, die den Kupferpreis nach oben treiben.
Ende Juli 2025 erschütterten seismische Aktivitäten die El-Teniente-Mine, eine der größten Kupferminen weltweit, betrieben vom chilenischen Staatsunternehmen Codelco. Die Schäden an der Untertage-Infrastruktur sind so erheblich, dass Codelco sich gezwungen sieht, die Produktionsprognose für das laufende Jahr signifikant zu senken. Internationale Experten untersuchen derzeit die Zusammenhänge zwischen dem intensiven Untertagebau und den seismischen Aktivitäten. Welche Auswirkungen dies auf die Fördermengen der kommenden Jahre haben wird, ist derzeit offen, erhöht aber das Risiko fallender Produktion.
Erzverlad in der El Teniente Mine, Chile.
Quelle: Earth Resource Investments
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im Mai 2025 in Ivanhoes Kamoa-Kakula-Mine in der Demokratischen Republik Kongo, ebenfalls eine der weltweit größten Kupferlagerstätten. Nach einem geotechnischen Zwischenfall mit Wassereinbrüchen und teilweiser Flutung der Untertageanlagen blieb die Mine vorerst nur eingeschränkt in Betrieb. Eine neue Produktionsprognose, ursprünglich für September erwartet, verschob Ivanhoe auf einen späteren Zeitpunkt, da die Schadenslage noch nicht abschließend beurteilt werden konnte.
Anfang September erreichte schließlich eine weitere Hiobsbotschaft die Märkte: In Westpapua, Indonesien, wurde die Grasberg-Mine – die zweitgrößte Kupfermine der Welt – von einem sogenannten „Mud Rush“ getroffen. Rund 800.000 Tonnen flüssigen Abraums, welche sich im Tagebau angestaut hatten, wurden in den darunterliegenden Block-Cave Bereich gespült und flutete Teile der Untertageinfrastruktur. Der Betreiber Freeport McMoRan kündigte daraufhin Produktionseinbußen bis mindestens 2027 an.
Die genannten Produktionsstörungen betreffen einige der größten Kupferprojekte weltweit. Wir erwarten, dass der Kupfermarkt in ein strukturelles Defizit kippen wird, was den Kupferpreis nach oben treiben wird. Der kürzlich kräftige Preisanstieg könnte ein erstes, klares Signal für die zunehmende Verknappung sein.
Große Kupferminen, die von Produktionseinbrüchen berichteten und deren globale Bedeutung für den Kupfermarkt (2024 Produktion)
Quelle: Earth Resource Investments, Firmenberichte
In unseren früheren Berichten haben wir wiederholt darauf hingewiesen, dass die künftige Kupferproduktion in immer grösserem Umfang von zunehmend komplexen Untertagebauprojekten abhängt, deren technische Risiken schwer kalkulierbar sind (Stichwort “block caving”). Drei der derzeit im Fokus stehenden Großprojekte fallen genau in diese Kategorie. Wir haben diese Projekte über die Jahre mehrfach besucht und kennen die enorme Komplexität – sei es hinsichtlich geotechnischer Parameter, Abbaumethoden oder logistischer Abläufe. Bereits in frühen Entwicklungsphasen treten bei allen genannten Projekten erhebliche geotechnische Probleme auf. Dies ist eine denkbar ungünstige Ausgangslage für einen ausgeglichenen Kupfermarkt, der auf das Gelingen dieser Projekte angewiesen ist und sich schon heute in einer angespannten Versorgungssituation befindet. Unseren Schätzungen zufolge werden bis 2030 rund 25 bis 30 % der weltweiten Kupferproduktion aus solch komplexen Untertagebetrieben stammen. Entsprechend muss erwartet werden, dass sich die Angebotsrisiken in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
Auf der Nachfrageseite bleibt die Lage unverändert robust: Die Elektrifizierung des Verkehrs, der Ausbau erneuerbarer Energien sowie beschleunigten Investitionen in Datenzentren für KI treiben den Kupferverbrauch nach oben. Zusätzlich führen die steigenden Investitionen in (teilweise marode) Stromnetze zur Bewältigung des wachsenden Energiebedarfs zu einer weiteren Nachfrageverstärkung. Parallel dazu verharren die Lagerbestände an den führenden Terminbörsen auf historisch niedrigen Niveaus. Befürchtungen, dass aufgrund der US-Zölle in die USA umgeleitete Kupfermengen den Weltmarkt überschwemmen und einen Preisrückgang auslösen könnten, haben sich bislang nicht bestätigt.
Kupfer bleibt das zentrale „Tech-Metall“ der Zukunft. In einem Umfeld aus angespannter Produktionslage und dynamisch wachsender Nachfrage dürften Kupferproduzenten in den kommenden Jahren hervorragend positioniert sein.