Können wir uns nur auf Rating-Agenturen verlassen?

300 80
Earth Resource Investments

Auszug aus: „Aggregate Confusion: Die Divergenz von ESG-Ratings.“
Florian Berg, Julian F. Koelbel, Roberto Rigobon. MIT Sloan &University of Zurich. September 28, 2020.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Divergenz bei den ESG-Ratings nicht nur auf unterschiedliche Meinungen zurückzuführen ist, sondern auch auf Unstimmigkeiten bei den Fakten. Die Divergenz bei Umfang und Gewichtung repräsentiert sowohl Uneinigkeit darüber, was die relevanten Kategorien der ESG-Leistung sind, und wie wichtig sie im Verhältnis zueinander sind. Es ist legitim, dass verschiedene Bewerter unterschiedliche Ansichten zu diesen Fragen vertreten. In der Tat kann eine Vielfalt von Meinungen wünschenswert sein, da die Nutzer von ESG-Ratings auch heterogene Präferenzen für Umfang und Gewichtung haben. Insbesondere werden verschiedene Investoren unterschiedliche Ansichten darüber haben, welche Kategorien sie als wesentlich erachten, d.h. als relevant für den Geschäftserfolg des Unternehmens. Die Divergenz in der Bewertung ist jedoch problematisch, wenn man die Ansicht vertritt, dass ESG-Ratings letztlich auf nachvollziehbaren Fakten beruhen sollten. Derzeit sind sich verschiedene Bewerter nicht einig, wie gut ein Unternehmen in Bezug auf Menschenrechte, Produktsicherheit oder Klimarisikomanagement abschneidet. Der Grund dafür ist, dass verschiedene Bewerter unterschiedliche Indikatoren und unterschiedliche Messansätze verwenden. Solange es keine einheitlichen Standards für die ESG-Berichterstattung gibt oder Daten und Messansätze transparenter werden, wird die Divergenz bei der Messung wahrscheinlich ein wichtiger Treiber für ESG-Rating-Divergenzen bleiben.“